Benediktinerinnen

Altentreptow

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In Verchen, am Nordufer des Kummerower Sees, hat sich bis heute die imposante Backsteinkirche des ehemaligen Benediktiner-Nonnenklosters erhalten, das dort in der Zeit von 1269 bis zu seiner Auflösung in der Reformation bestand. Dessen Gründung erfolgte jedoch schon kurz vor oder um 1200, womit es – neben dem 1193 in Bergen auf Rügen errichteten Konvent – das älteste Frauenkloster in Pommern war. Von zwei lutizischen Adeligen gestiftet, wurde es auf dem Marienberg („mons S. Marie“) nördlich von Altentreptow errichtet, wo sich seinerzeit eine bedeutende Burg des pommerschen Herzogs befand – eine in dem noch weitgehend heidnischen Umland für Frauenklöster durchaus typische Lage im Schutze einer Burg.

Der ehemalige Standort des Klosters auf dem sog. „Klosterberg“ im Norden der Altstadt / Foto F. Biermann

Ein kurzer Aufenthalt

Von dem kurzzeitigen, maximal 40 bis 60 Jahre währenden Aufenthalt der Benediktinerinnen in Altentreptow zeugen auch die Ergebnisse einer vor einigen Jahren auf dem „Klosterberg“ durchgeführten Ausgrabung. Auf dem langgezogenen Geländesporn fanden sich die Reste einer Kirche, die an dessen höchster Stelle und somit weithin sichtbar errichtet worden war. Die erfassten Feldsteinfundamente und deren Ausbruchgräben gehörten zu einer kleinen, einschiffigen Kirche mit rechteckigem Chor und halbrunder Apsis, die – wie Backstein- und Ziegelbruch sowie Mörtelreste aus den Ausbruchgruben zeigen – wohl nicht mit Holz, sondern bereits mit Backsteinen errichtet worden war. Während sich die Mauern der Kirche im Norden, Osten und Süden deutlich zeigten, ließ sich der Abschluss im Westen nicht erfassen, was möglicherweise so zu deuten ist, dass der Bau des Gebetshauses zum Zeitpunkt der Verlegung des Klosters noch gar nicht vollendet war, man bis dahin also nur den Chor und den teils fertiggestellten Teil des Langhauses zur Messe nutzen konnte.

Fundamentreste und Ausbruchgruben an der Apsis der Klosterkirche / Foto F. Biermann

Dass man mit der Errichtung des Klosters zu Beginn des 13. Jahrhunderts noch nicht allzu weit vorangeschritten war, lassen auch die Untersuchungsergebnisse südlich der Kirche, wo die Klausur- und Nebengebäude des Klosters gestanden haben mussten, vermuten. Dort zeigten sich jedenfalls keine deutlichen Hinweise auf eine massive Bebauung, sodass sogar davon ausgegangen werden kann, dass man in der Anfangszeit des Klosters nur hölzerne Gebäude errichtet hatte, von denen sich keine Spuren erhalten haben. Dass die Benediktinerinnen den „Klosterberg“ nur kurzzeitig bewohnten, wird letztlich auch durch fehlendes Sachgut vom Ende des 12. und aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts deutlich. Der Großteil der Funde und mehrere Skelette gehören zu einer späteren Nutzungsphase des „Klosterbergs“ vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, als auf dem ehemaligen Klosterplatz eine Marienkapelle und ein Friedhof bestanden.

Reisetipp

Der "Große Stein" von Altentreptow / www.hgstump.de

Ausflug: Der „Klosterberg“ liegt etwa 850 m nördlich der Altstadt. Am besten erreicht man ihn zu Fuß von der Klosterberg-Straße, wo man das Auto auf dem Parkplatz der dortigen Sporthalle abstellen kann. Neben dem „Klosterberg“, auf dem der rekonstruierte Grundriss der Kirche zu sehen ist und eine Informationstafel über die Geschichte des Klosters Auskunft gibt, sind in unmittelbarer Nähe der sog. „Große Stein“ – mit etwa 450 t Gewicht einer der größten Findlinge Norddeutschlands – und die Altstadt von Altentreptow, hier v. a. die St.-Peter-Kirche (14./15. Jh.; mit bedeutendem Schnitzaltar des 15. Jhs.) und die beiden um 1450 errichteten Stadttore, sehenswert.

Etwa 15 km nördlich von Altentreptow liegen die sehenswerte mittelalterliche Burganlage Klempenow (mit zahlreichen Veranstaltungen) und, unmittelbar daneben, eine Kanu-Ausleihstation, von der aus man das idyllische Tollensetal zu Wasser erkunden kann.

Info:

https://burg-klempenow.de

https://www.kanustation-klempenow.m-vp.de

Ein Kloster auf Wanderschaft

Wenige Jahrzehnte später, noch vor 1239, wurde das Kloster in das unweit nördlich gelegene Klatzow verlegt, von dort dann 1245 auf den „Marienwerder“ – vermutlich eine Talsandinsel in der Peeneniederung nahe Verchen – und ein drittes und letztes Mal im Jahre 1269 direkt nach Verchen, wo es für die nächsten 265 Jahre bestehen sollte. Verlegungen von Klöstern waren nicht ungewöhnlich und sind gerade für Pommern zahlreich belegt. Warum die Altentreptower Benediktinerinnen ihren ursprünglichen Standort verließen und ihr Kloster noch zweimal verlegen mussten, ist nicht genau zu sagen. Politische Veränderungen, kriegerische Auseinandersetzungen, die wirtschaftliche Nichteignung des Umlands und andere Faktoren können dafür ausschlaggebend gewesen sein. Siehe auch die folgenden Klosterartikel:

Überblick.

Identifikation

Geistliche Zugehörigkeit
Benediktinerinnen, Ordo S. Benedicti (OSB)
Patrozinium
St. Marien

Gründung/Aufhebung

Gründungsdatum
zwischen 1191 und 1203
Gründung durch
die lutizischen Adeligen Heinrich und Borts
Aufhebungsdatum
Verlegung des Klosters nach Klatzow vor 1239

Ortslage

Ortslage
etwa 850 m nördlich der Altstadt von Altentreptow
Kirchlicher Verwaltungsbezirk
Bistum Cammin
Territoriale Zugehörigkeit
Herzogtum Pommern

Spätere Nutzung

An der Stelle des spätestens 1239 verlegten Klosters wurde am Ende des 14. Jahrhunderts eine Marienkapelle errichtet.

Weitere Informationen

Quellen und Literatur

[1] Oliver Auge, Robert Harlaß, Katja Hillebrand, Andreas Kieseler: Vorpommern und seine Klöster (Regensburg 2023).

[2] Felix Biermann: Der mittelalterliche Nonnenkonvent auf dem Klosterberg von Altentreptow, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte. Jahrbuch Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern 59, 2011 (2012), S. 107–160.

[3] Felix Biermann: Zur frühen Geschichte und Archäologie des Benediktinerinnenklosters Verchen: die Kirche auf dem Altentreptower Klosterberg. In: Michael Lissok (Hrsg.): Christi Ehr vnd gemein Nutzen willig zu fodern vnd zu schützen: Beiträge zur Kirchen-, Kunst- und Landesgeschichte Pommerns und des Ostseeraums 1. Festschrift für Norbert Buske. Beiträge zur pommerschen Landes-, Kirchen- und Kunstgeschichte 18/1 (Schwerin 2014), S. 85–95.

[4] Hermann Hoogeweg: Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern 2 (Stettin 1925), S. 771.

[5] Bettina Jungklaus: Kranke und Pilger – Anthropologische Untersuchungsergebnisse zu den spätmittelalterlichen Skeletten vom Klosterberg in Altentreptow. Jahrbuch Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern 59, 2011 (2012), S. 161–188.

[6] Marian Rębkowski: Chrystianizacja Pomorza Zachodniego. Studium Archeologiczne (Szczecin 2007).

[6] Helge bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 12. Mecklenburg / Pommern (Stuttgart 1996), S. 148–150.

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JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 6. Oktober 2022
Zuletzt bearbeitet am 7. Dezember 2023
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