Franziskaner

Lauenburg / Lębork

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Zur Geschichte des Franziskanerklosters in Lauenburg / Lębork ist aufgrund der wenigen überlieferten Schriftquellen kaum etwas bekannt. Erstmals werden die Brüder in den Jahren um 1500 erwähnt, als ihnen von einem Ratsherrn und zwei Bürgern aus Danzig / Gdańsk testamentarisch kleine Geldsummen übermacht wurden. Die Gründung erfolgte wohl nach dem Jahre 1466, in welchem die Lande Lauenburg und Bütow / Bytów an das pommersche Herzogtum gelangten. Das Kloster lag wahrscheinlich im Südosten der Altstadt, vermutlich unmittelbar an der Stadtmauer, wie dies für Bettelordenshäuser charakteristisch war – darauf verwiesen bis 1945 noch die Straßennamen „Klosterstraße“ und „Am Kloster“ sowie der zwischen diesen gelegene „Klosterplatz“ (heute Plac Spółdzielczy). Im Zuge der Reformation wurde das Kloster aufgelöst. 1543 übertrug Herzog Barnim IX. (1501–1573) dem Lauenburger Hauptmann Jakob Wobeser (um 1495–nach 1543) die, so die Überlieferung, bereits verfallenen und wüst liegenden Gebäude des Lauenburger Bettelordensklosters.

Ausschnitt eines vorkriegszeitlichen Stadtplans von Lauenburg. Im Osten der Altstadt zeigen die „Kloster-Straße“, der „Klosterplatz“ und die Gasse „Am Kloster“ die Lage des bis zum 18. Jh. vollständig verschwundenen Klosters an / www.igrek.amzp.pl; Bearbeitung A. Kieseler
Ausschnitt eines vorkriegszeitlichen Stadtplans von Lauenburg. Im Osten der Altstadt zeigen die „Kloster-Straße“, der „Klosterplatz“ und die Gasse „Am Kloster“ die Lage des bis zum 18. Jh. vollständig verschwundenen Klosters an / www.igrek.amzp.pl; Bearbeitung A. Kieseler

Franziskus‘ Armutsideal und die Observantenbewegung​

Die Lauenburger Bettelmönche gehörten zum „Orden der Minderen Brüder“, der zu Beginn des 13. Jahrhunderts aus der von Franziskus von Assisi (1181/82–1226) gegründeten Bruderschaft hervorging und heute als Franziskanerorden bekannt ist. Bereits kurz nach dem Tod des Ordensgründers kam es innerhalb der Gemeinschaft zu Auseinandersetzungen um die Einhaltung der vom Heiligen Franziskus geforderten Lebensweise der Mitglieder in äußerster Armut.

Der hl. Franziskus vermählt sich mit der Armut, Malerei von Lorenzo di Pietro, um 1460 / www.sammlung.pinakothek.de
Der hl. Franziskus vermählt sich mit der Armut, Malerei von Lorenzo di Pietro, um 1460 / www.sammlung.pinakothek.de

Der nicht enden wollende „Armutsstreit“ führte ab der Mitte des 14. Jahrhunderts zu einer Spaltung innerhalb des Ordens – in die Konventualen, die einen gemeinschaftlichen Besitz für rechtens hielten, und die Observanten, die streng nach dem franziskanischen Armutsideal leben wollten; unter zahlreichen weiteren Gruppierungen befanden sich ab dem späten 15. Jahrhundert die sogenannten Martinianer, die einen Kompromiss zwischen konventualer und observanter Befolgung der Ordensregeln anstrebten. Der Gegensatz zwischen den beiden Gruppen verschärfte sich derart, dass eine Trennung unausweichlich wurde. Diese erfolgte im Jahre 1517, als Papst Leo X. (1475–1521) den Orden in die Franziskanerkonventualen (Minoriten) und die Franziskanerobservanten teilte.

Die Lauenburger Bettelmönchsgemeinschaft gehörte zu Letzteren, die in der ehemaligen Ordensprovinz Saxonia mit etwa 42 Klöstern weitaus geringer vertreten waren als die Minoriten (78 Klöster).

Reisetipp

Der Lauenburger Salzspeicher aus dem 14. Jh. / www.zamkiobronne.pl
Der Lauenburger Salzspeicher aus dem 14. Jh. / www.zamkiobronne.pl

Ausflug:

Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehören die spätgotische Jakobikirche (15. Jh.), der „Salzspeicher“ – ein Fachwerkgebäude aus dem 14. Jh. (ul. Młynarska 21) –, Teile der mittelalterlichen (teilrekonstruierten) Stadtmauer mit zwei gut erhaltenen Bastionen – dem „Efeuturm“ im Nordosten mit für die Bauten des Deutschen Ordens typischem Rautenmuster aus glasierten Backsteinen (Baszta Bluszczowa, ul. Basztowa) und dem „quadratischen Turm“ im Westen (Baszta Kwadratowa, ul. Korczaka 8) – sowie der ehemalige „Bismarck-Turm“ im südöstlich der Altstadt gelegenen Bolesław-Chrobry-Park, in dem sich eine Abteilung des Stadtmuseums befindet (Hauptgebäude: ul. Młynarska 14/15).

Von der ehemaligen Deutschordensburg hat sich nur ein stark umgebauter Flügel erhalten, der heute als Gerichtsgebäude dient (ul. Przyzamcze 2).

40 Autominuten nördlich von Lauenburg liegt der kleine Badeort Ort Leba / Łeba, von dem aus man die berühmten Wanderdünen auf der schmalen Nehrung im Norden des Lebasees / Jezioro Łebsko erreichen kann. Hier befinden sich auch kleine Museen zur ehemaligen „Raketenerprobungsstelle Rumbke“ (Muzeum Wyrzutnia Rakiet, Rąbka) und zum „Slowinzischen Nationalpark“ (Muzeum Przyrodnicze Słowińskiego Parku Narodowego, Rąbka).

 

www.muzeum.lebork.pl

www.slowinski.parknarodowy.com/muzeum-wyrzutnia-rakiet-w-rabce/

www.slowinskipn.pl/pl/

Überblick.

Identifikation

Geistliche Zugehörigkeit
Franziskaner, Ordo Fratrum Minorum (OFM)
Ordensbezirk
Provinz Polonia

Gründung/Aufhebung

Gründungsdatum
zwischen 1466 und 1492
Gründung durch
Lauenburger Bürger mit Unterstützung der pommerschen Herzöge Erich II. (1424–1474) oder Bogislaw X. (1454–1523)
Aufhebungsdatum
in der Reformationszeit (Jahr unklar, vor 1543)

Ortslage

Ortslage
wahrscheinlich im Südosten der Altstadt, vermutlich unmittelbar an der Stadtmauer
Kirchlicher Verwaltungsbezirk
Bistum Cammin
Territoriale Zugehörigkeit
Herzogtum Pommern
Koordinaten

Spätere Nutzung

1543 Verkauf der baufälligen Gebäude durch den Herzog an den Lauenburger Hauptmann, späteres Schicksal unklar, vollständiger Abbruch der Gebäude spätestens im 18./19. Jahrhundert

Weitere Informationen

Quellen und Literatur

[1] H. Frederichs, Das Bullatenkloster in Lauenburg. Monatsblätter der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde 49/5, 1935, S. 78–79.

[2] Robert Harlaß: Beten und Arbeiten. Orden und Klöster in Vorpommern im Überblick. In: Oliver Auge, Robert Harlaß, Katja Hillebrand, Andreas Kieseler: Vorpommern und seine Klöster (Regensburg 2023), S. 37–59.

[3] Hermann Hoogeweg: Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern 2 (Stettin 1925), S. 109.

[4] Rafał Kubicki: Zakony mendykanckie w Prusach krzyżackich i królewskich od XIII do połowy XVI wieku (Gdańsk 2018).

[6] Helge bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 12. Mecklenburg / Pommern (Stuttgart 1996), S. 228–230.

Datensatz
JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 1. September 2023
Zuletzt bearbeitet am 7. Dezember 2023
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