1193 gründete Fürst Jaromar I. von Rügen das Kloster, das um 1250 als Zisterzienserinnenkloster bestätigt wurde. Schon 1193 hatte der Bischof von Roskilde die bereits um 1180 begonnene romanische Klosterkirche geweiht. Vom Kloster aus erfolgte die agrarwirtschaftliche Erschließung der Insel. Über 50 Dörfer gehörten zum klösterlichen Besitz. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster trotz starker Widerstände von Seiten der Nonnen aufgehoben und 1569 in ein evangelisches Damenstift umgewandelt, das bis 1945 bestand. Neben der ehemaligen Klosterkirche mit ihren architektonischen Details, die dänischen Vorbildern verpflichtet sind, haben im sogenannten Pförtnerhäuschen Reste des Refektoriums überdauert.

Marienkirche in Bergen auf Rügen, Südfassade und Querhaus / Foto K. Hillebrand
Marienkirche in Bergen auf Rügen, Südfassade und Querhaus / Foto K. Hillebrand

Romanik auf Rügen

Die gut erhaltene Backsteinbasilika birgt im Innern die ältesten farbigen Wandmalereien in Mecklenburg-Vorpommern. Sie wurden um 1200 von dänischen Meistern ausgeführt.

Marienkirche in Bergen auf Rügen, Chor / Foto: K. Hillebrand
Marienkirche in Bergen auf Rügen, Chor / Foto: K. Hillebrand

Alte Pfarrkirchen auf Rügen

Die Pfarrkirche von Altenkirchen im Norden der Insel ist neben der Klosterkirche Bergen der älteste Kirchenbau auf Rügen und wird wohl von Baumeistern der Bergener Klosterbauhütte errichtet worden sein. Auch hier finden sich zahlreiche architektonische Details, die auf die dänische Herkunft der Baumeister schließen lassen. Von Bergen erreicht man Altenkirchen über Lietzow und Bobbin mit dem Auto oder Fahrrad (36 km).

von Katja Hillebrand

Reisetipp

Turmdetail der Marienkirche in Bergen auf Rügen / Foto K. Hillebrand
Turmdetail der Marienkirche in Bergen auf Rügen / Foto K. Hillebrand

Ausflug: Die ehemalige Klosterkirche liegt zentral in Bergen an der Billrothstraße / Kirchplatz und ist vom Markt fußläufig zu erreichen. Für die Anfahrt mit dem Auto stehen Parkplätze in der Billrothstraße zur Verfügung. Die heutige, evangelische Pfarrkirche ist außerhalb der Gottesdienste für Besucherinnen und Besucher in den Sommermonaten bis 18.00 Uhr, das übrige Jahr bis 16.00 Uhr außer Samstags und Sonntags geöffnet. In den ehemaligen Stiftsdamenhäusern im Klosterhof befindet sich das Stadtmuseum mit seiner ständigen Ausstellung zur Stadt- und Klostergeschichte sowie seinen Wechselausstellungen. In den weiteren Hofbauten sind Schauwerkstätten mit Kunsthandwerk untergebracht.

Veranstaltungen: Die Kirche ist im Rahmen der Musiksommer Austragungsort von Konzerten. In den Sommermonaten finden monatlich Handwerker- und Flohmärkte im Klosterhof statt.

Überblick.

Identifikation

Geistliche Zugehörigkeit
Zisterzienserinnen, Ordo Cisterciensis (OCist)
Patrozinium
Hl. Jungfrau Maria und Hl. Lucius

Gründung/Aufhebung

Gründungsdatum
1193
Gründung durch
Fürst Jaromar I. v. Rügen
Mutterkloster
Zisterzienserinnenkloster Roskilde Hl. Jungfrau Maria
Aufhebungsdatum
1535

Ortslage

Ortslage
Kirchplatz/Billrothstr./Joachimberg
Kirchlicher Verwaltungsbezirk
Erzbistum Lund, Bistum Roskilde
Territoriale Zugehörigkeit
bis 1325 Fürstentum Rügen, ab 1325 Herzogtum Pommern-Wolgast, 1368/72 bis 1451 Herzogtum Pommern-Barth, ab 1451 Pommern-Wolgast, ab 1478 Herzogtum Pommern
Koordinaten

Spätere Nutzung

ab 1559 evangelisches adliges Damenstift, im 30jährigen Krieg mehrfache Zerstörungen, ab 1732 Neubauten der Konventsgebäude, 1945 Ausweisung der Konventualinnen, nach dem Krieg städtische Wohngebäude (zunächst für Kriegsflüchtlinge), seit 1991 Sanierungsarbeiten, heutige Nutzung der Konventsbauten als Stadtmuseum, Schauwerkstatt und Wohngebäude

Weitere Informationen

Quellen und Literatur

[1] Oliver Auge, Robert Harlaß, Katja Hillebrand, Andreas Kieseler: Vorpommern und seine Klöster (Regensburg 2023).

[2] Stadt Bergen auf Rügen und GSOM mbH (Hrsg.): Der Klosterhof und die Kirche St. Marien in Bergen auf Rügen (Bergen auf Rügen 2005).

[3] Hermann Hoogeweg: Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern 1 (Stettin 1924), S. 92–163.

[4] Sarah Romeyke: Textilien als Rechtsdokumente oder: Wer hat hier den Hut auf? Gestickte Minne- und Ritterkampfszenen im Zisterzienserinnenkloster St. Marien Bergen (Rügen). In: Dirk Schumann (Hrsg.): Sachkultur und religiöse Praxis. Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser 8 (Berlin 2007), S. 290–319.

[5] Sabine-Maria Weitzel: Das romanische Ausmalungsprogramm der Marienkirche in Bergen auf Rügen. Überlegungen zu einer Bildkomposition der Weltgerichtsdarstellung. In: Michael Altripp (Hrsg.): Byzanz in Europa. Europas östliches Erbe. Akten des Kolloquiums „Byzanz in Europa“ vom 11. bis 15. Dez. in Greifswald. Byzantios 2 (Turnhout 2011), S. 329–341.

[6] Helge bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 12. Mecklenburg / Pommern (Stuttgart 1996), S. 166–168.

[7] Detlef Witt: Mittelalterliche Wandmalereien in Vorpommern und ihre Erhaltungszustände. In: Thomas Drachenberg (Hrsg.): Mittelalterliche Wandmalerei in der Mark Brandenburg. Beiträge der Fachtagung in Demerthin am 19. Juni 2015, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum (Berlin 2017), S. 66–81.

[8] Nikolaus Zaske: Die St. Marienkirche zu Bergen auf Rügen. Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 12, 1963, S. 229–246.

Datensatz
JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 2. November 2021
Zuletzt bearbeitet am 30. Mai 2024
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