Behaglich warm

Luftheizungen in mittelalterlichen Klöstern

Zu den wenigen Dingen, die den in mittelalterlichen Klöstern lebenden Gemeinschaften etwas Komfort boten, gehörten Warmluftheizungen, mit denen man in der kalten Jahreszeit einen, gegebenenfalls auch zwei Räume der Klausur beheizen konnte. In Anlageform und Funktionsweise auf die Fußbodenheizungen (Hypokausten) der Römer zurückgehend, basieren die mittelalterlichen Heizungen auf dem Prinzip des Wärmetransports durch Luftströmung – aus einer Brennkammer über Leitungen oder kleine Durchlässe in den zumeist direkt über dieser liegenden zu beheizenden Raum.

Von: Andreas Kieseler | 4. März 2022
Pasewalk Dominikanerkloster, erhaltener unterer Teil der Warmluftheizung, nach Hoffmann 2005
Dominikanerkloster Pasewalk, erhaltener unterer Teil der Warmluftheizung / nach Hoffmann 2005

Wohnkomfort im Mittelalter

Im mittel- und norddeutschen Gebiet treten solche Luftheizungen ab dem 10. Jahrhundert auf, zunächst auf Pfalzen und Burgen, später auch in Rats- und privaten Stadthäusern und ab dem 12. Jahrhundert dann vor allem in Klöstern und in Spitälern. Da der Bau einer Warmluftheizung sehr aufwendig und die Beschickung mit Brennmaterial durchaus kostspielig waren, konnten sich eine solche normalerweise nur Adelige, wohlhabende Bürger und eben Ordensgemeinschaften leisten. Sie boten einen besonderen Heizkomfort, denn anders als mit offenen Feuerstellen, die bis zum verstärkten Aufkommen von Kachelöfen ab dem 14./15. Jahrhundert die wesentliche Heizquelle bildeten, konnte man mit Warmluftheizungen auch in größeren Räumen eine gemütliche Wärme erzeugen und die Temperatur durch Öffnen und Verschließen der Luftkanäle regulieren. Weitere Vorzüge waren, dass der Raum von außen beheizbar und – ein besonders angenehmer Effekt – die
zugeführte Heizluft verhältnismäßig rauchfrei war.

Aus Pommern sind mittlerweile zahlreiche spätmittelalterliche Luftheizungen bekannt, zum einen aus den großen Städten wie Stralsund, Greifswald oder Kolberg / Kołobrzeg – hier teils nur in Form der markanten deckelförmigen Verschlüsse oder der gelochten Luftaustrittsplatten –, zum anderen von einigen Klosteranlagen wie z. B. in Stralsund im Dominikaner- und Franziskanerkloster oder in den Zisterzienserklöstern auf Hiddensee und in Eldena.

Die Heiztechnik

Der eindrucksvollste Befund einer Klosterheizung liegt aus dem ehemaligen Dominikanerkloster St. Peter und Paul in Pasewalk vor, das von 1277 bis 1535 bestand und von dem sich heute oberirdisch nichts mehr erhalten hat.

Bei Ausgrabungen im Jahre 2000 fanden sich Reste der Klostergebäude einschließlich einer sogenannten Steinkammer-Luftheizung, die unter dem Westflügel der Klausur angelegt worden war.

Sie bestand aus einem eingegrabenen, lang-rechteckigen Feldsteinschacht (ca. 5 x 2,5 m) mit der eigentlichen Brennkammer im Osten (d) und einer davor, außerhalb des Gebäudes, gelegenen Arbeitsgrube im Westen (c), in welche man über eine Treppe (b) hinabsteigen konnte. Die Brennkammer war mit mehreren tonnenförmigen Backsteinbögen überwölbt (f–j), auf welchen Feldsteine – die eigentlichen „Wärmespeicher“ – gestapelt waren. Zur Inbetriebnahme der Heizung wurde in der Brennkammer ein Feuer entfacht, durch welches sich die Kammerwände, die Backsteinbögen und die diesen aufliegenden Feldsteine erhitzten.

Nach dem Erlöschen des Feuers wurde die Asche entfernt und der Rauchabzug verschlossen; danach entfernte man die Verschlussdeckel und führte frische Luft in die Brennkammer, die sich in dieser erwärmte und als Heißluft über die Leitungen in den darüber gelegenen Raum aufstieg.

Heizen im Kloster

Pasewalk Dominikanerkloster, erhaltener unterer Teil der Warmluftheizung, nach Hoffmann 2005
Dominikanerkloster Pasewalk, erhaltener unterer Teil der Warmluftheizung / nach Hoffmann 2005

Warmluftheizungen sind für zahlreiche erhaltene oder archäologisch erforschte Klöster überliefert, gehörten aber nicht zur „Grundausstattung“ eines Klosters. So fand sich beispielsweise in dem im frühen 13. Jahrhundert gegründeten Nonnenkloster Seehausen bei Prenzlau eine Warmluftheizung, die man erst in der Mitte des 15. Jahrhunderts installiert hatte. Bei den beheizten Räumen handelte es sich im Regelfall um das Refektorium, also den Speisesaal, oder den sogenannten Wärmeraum (Kalefaktorium), den man zum Trocknen von Schriften, zum Aderlass und auch zur Unterbringung von alten und kranken Ordensmitgliedern nutzte. In der Winterzeit dürfte der Wärmeraum aber auch darüber hinaus ein in der ansonsten unwirtlichen Klausur gern besuchter Ort gewesen sein, in dem man zumindest für einen Augenblick der Kälte entfliehen konnte.

Quellen und Literaturhinweise

[1] Biermann, Felix: Zisterzienser auf Hiddensee 1296–1536. Geschichte und Archäologie eines verschwundenen Klosters, mit Beiträgen von Tony Baudis, Bettina Jungklaus, Joachim
Krüger u. Thomas Terberger, Vitte 2009.

[2] Biermann, Felix: Gestalt und Entwicklung des Klosters nach den Forschungsergebnissen von 2011/12, in: Das Nonnenkloster von Seehausen in der Uckermark. Neue Forschungen zur
untergegangenen Zisterze am Oberuckersee, hg. v. Felix Biermann u. Kathrin Frey, Prenzlau
2014, S. 47-68.

[3] Bingenheimer, Klaus: Die Luftheizungen des Mittelalters. Zur Typologie und Entwicklung eines technikgeschichtlichen Phänomens, Hamburg 1998 (Antiquitates. Archäologische Forschungsergebnisse, 17).

[4] Bis, Wojciech: Ze studiów nad piecami typu hypocaustum z terenu ziem Polski. Architectus 2003/1–2, 2003, S. 3-28.

[5] Essling-Wintzer, Wolfram/Holtfester, Ulrich: Eine hochmittelalterliche Warmluftheizung im Arnsberger Kloster Wedinghausen, Hochsauerlandkreis, Regierungsbezirk Arnsberg. Archäologie in Westfalen-Lippe (2017), S. 115-119.

[6] Hoffmann, Verena: Wohlige Wärme im Mittelalter – Luftheizungen, in: Archäologie unter dem Straßenpflaster. 15 Jahre Stadtkernarchäologie in Mecklenburg-Vorpommern, hg. v. Hauke Jöns u. Friedrich Lüth, , Schwerin 2005 (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns, 39), S. 319-320.

[7] Möller, Gunnar, Mittelalterliche Warmluftheizungen in Mecklenburg-Vorpommern, in: Wismarer Studien zur Archäologie und Geschichte 4 (1994), S. 5-17.

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