Am 20. Juli 1421 stifteten der Rat und die Bürger der Stadt Stralsund das Birgittenkloster Marienkron, das bei der Kapelle der Hl. Maria Magdalena vor dem Kütertor eingerichtet wurde. Im Laufe seines Bestehens wurde die Niederlassung durch zahlreiche Schenkungen von Seiten der Stralsunder unterstützt. Die ersten Nonnen stammten aus dem Birgittenkloster Marienwohlde bei Mölln in Holstein, einer ebenfalls städtischen Gründung Lübecker Ratsfamilien. Entsprechend der Ordensregel setzte sich der Konvent aus Nonnen und Priestern zusammen, die räumlich streng voneinander getrennt, unter der Oberaufsicht einer Äbtissin standen. 1446 errichtete Hans von Unna, Baumeister und Laienbruder des Klosters, eine neue Klosterkirche, die 1479 vom Schweriner Bischof geweiht wurde. 1525 wurden die Bauten im Zuge gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Handwerkern und Kaufleuten niedergerissen. Die verbliebenen Klosterbauten verfielen und wurden schließlich 1616 abgebrochen. Heute erinnern nur noch die Namen der Marienkronstraße und des Jungfernstieg an das ehemalige Birgittenkloster Stralsunds.

Stralsunder Stadtansicht um 1615 aus der Stralsunder Bilderhandschrift / Stadtarchiv Stralsund
Stralsunder Stadtansicht um 1615 aus der Stralsunder Bilderhandschrift / Stadtarchiv Stralsund

Der gute Ruf eilte dem Kloster voraus

Im Jahr 1451 reiste die Äbtissin Agnes Holthusen nach Kottenforst bei Godesberg. Auf Einladung des Kölner Erzbischofs Dietrich II. von Moers beaufsichtigte und leitete sie die dortige Gründung eines Birgittenklosters.

Kloster Marienforst bei Bad Godesberg, Bonn / Johann Andreas Ziegler 1792
Kloster Marienforst bei Bad Godesberg, Bonn / Johann Andreas Ziegler 1792

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In Stralsund hat sich das Dominikanerkloster in der Mönchstraße/Bielkenhagen erhalten. Heute museal genutzt, können die Klosterkirche und die gut erhaltenen Klosterräume besichtigt werden. Besonders beeindruckend ist das Sommerrefektorium, einer der größten Klausurräume im Ostseeraum. Auch das Franziskanerkloster in der Schillstraße/Klosterhof bietet mit seinen teilweise mittelalterlichen Klosterbauten, heute Sitz des Stadtarchivs, und der insgesamt 77 Meter langen gotischen Klosterkirchenruine einen sehenswerten Einblick in die einstige klösterliche Welt. In der Schillstraße 6 hat sich die kleine Kapelle des Stifts St. Annen und Birgitten erhalten. Im Stift lebten nach der Reformation als evangelische Nachfolgeeinrichtung des Birgittenklosters unverheiratete Frauen und Witwen. Die Kapelle steht für Besucherinnen und Besucher offen.

von Robert Harlaß

Reisetipp

Stralsund Museumseingang, 2020 / Foto: Wikipedia
Eingang zum Stralsund Museum, 2020 / Wikipedia

Ausflug: Die einstige Klosteranlage des Birgittenordens hat sich im Stadtbild nicht mehr erhalten. Über das mittelalterliche Leben in der Stadt Stralsund informiert das Stadtmuseum, das sich im ehemaligen Dominikanerkloster in der Mönchstraße/Bielkenhagen befindet und von Dienstag bis Sonntag, 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet ist. Für die Anreise mit dem PKW stehen das Parkhaus „Am Meeresmuseum“ und „Am Neuen Markt“ sowie der Parkplatz „Neuer Markt“ zur Verfügung. Anreise per Bahn: Vom Hauptbahnhof gelangen Sie über den Tribseer Damm und den Katharinenberg zum Museumseingang in der Mönchstraße 25-28.

Überblick.

Identifikation

Geistliche Zugehörigkeit
Birgitten, Ordo Sanctissimi Salvatoris (OSsS)
Patrozinium
Hl. Maria und Hl. Birgitta

Gründung/Aufhebung

Gründungsdatum
1421
Gründung durch
Rat der Stadt Stralsund
Aufhebungsdatum
1525

Ortslage

Ortslage
Mariakronstraße/Carl-Heydemann-Ring/Jungfernstieg
Kirchlicher Verwaltungsbezirk
Erzbistum Hamburg/Bremen, Bistum Schwerin
Territoriale Zugehörigkeit
bis 1451 Herzogtum Pommern-Barth, bis 1478 Herzogtum Pommern-Wolgast, bis 1523 Herzogtum Pommern, ab 1523 Herzogtum Pommern-Wolgast
Koordinaten

Spätere Nutzung

1525 Zerstörung der Klosteranlage beim sog. Stralsunder Kirchenbrechen, Umzug der Nonnen in das Dominikanerkloster St. Katharinen, dort Wohnrecht bis zum Tod der letzten Nonne 1560, kurz vor 1560 Zusammenlegung mit St. Annen zum Stift St. Annen und Brigitten in der Schillstr., Nutzung der Klosterruine als Steinbruch für den Festungsausbau der Stadt, 1616 letzte Mauerzüge abgebrochen

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JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 19. November 2021
Zuletzt bearbeitet am 30. Mai 2024
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