Im zehn Kilometer östlich von Stargard / Stargard gelegenen Pansin liegt das Schloss auf einer Insel im Überschwemmungsgebiet des Krampehls / Krępiel und der Gestohlenen Ihna / Pęzinka. Der Name Pansin taucht erstmals 1285 in einer Stargarder Urkunde auf, in welcher der Ritter Rutger von Pansin als Zeuge genannt wird. 1382 wurde die Burg mitsamt dem gleichnamigen Dorf und der Pansiner Mühle vom Ritter Hans von Borcke an den Herrenmeister Bernhard von der Schulenburg und den Johanniterorden verkauft. Der Kaufvertrag wurde vom Pommernherzog bestätigt. 1420 übertrugen die Johanniter Pansin an die Vettern Simon und Nickel von Güntersberg, die es als Lehen mit dem dazugehörigen Recht erhielten, das Lehen ganz oder teilweise zu verkaufen. Die Familie von Güntersberg wiederum verkaufte die Burg zwischen 1478 und 1482 an den Johanniterorden. Pansin wurde damals Sitz einer Komturei.

Das Schloss Pansin, von Süden / Foto Th. Schlott
Das Schloss Pansin, Senkrechtaufnahme / Foto Th. Schlott

Rund zehn Jahre später wechselte Pansin erneut den Besitzer und wurde für 7.000 Gulden an ein Mitglied der Familie von Borcke zurückverkauft. Die von Borckes bauten die Anlage in der Folgezeit so um, dass es im Großen und Ganzen seine heutige Gestalt erhielt. Im Zuge des schwedisch-polnischen Erbfolgekrieges wurde der Ort Pansin 1657 geplündert. Die damit einhergehenden finanziellen Belastungen führten dazu, dass Matz von Borcke im Jahre 1680 Peter Georg von Puttkamer, seinem späteren Schwiegersohn, die Administration der Pansiner Güter übertrug. Die von Puttkamer wurden 1801 schließlich auch von den Johannitern mit Pansin belehnt.

Einem im Schloss aufbewahrten Archivbericht aus dem Jahr 1624 zufolge hatte der Bau zu Beginn des 17. Jahrhunderts zwei massive Flügel. Das alte Wohnhaus, der heutige Mittelflügel, verfügte über zwei Keller, eine große Stube (die Ritterstube) und eine große Schlafkammer im Erdgeschoss, eine Küche sowie eine kleine Küchenkammer. Im Obergeschoss befanden sich mehrere Stuben und Schlafkammern sowie ein Logement (Unterkunft). Das Dachgeschoss beherbergte sieben kleine, mit Dielen ausgelegte Kämmerchen. Das „Neue Haus“, das direkt an den Bergfried anschließt, hatte drei Geschosse, in denen sich mehrere Kammern und Gemächer befanden, und besaß einen gewölbten Keller. In dem Bericht wird auch ein Vorschloss mit Fachwerkgebäuden und Ziegeldächern beschrieben, das heute nicht mehr vorhanden ist. Unter anderem waren dort die Stallungen, ein Kornboden und ein Brauhaus untergebracht. Im Bereich des Vorschlosses lagen auch ein Wohnhaus mit Stuben und Schlafkammern, das Torhaus mit einer Rüstkammer, einer Schreiberei und einem Gefängnis sowie die Kapelle.

Pansin, Grundriss der ca. 30 x 40 m groẞen Johanniterburg / nach T. Balcerzak 1987 (WUOZ Szczecin), Bearbeitung A. Kieseler
Das Pansiner Schloss, von Nordwesten, vor 1846 / nach WUOZ Szczecin (Bearbeitung A. Kieseler)

Das Pansiner Schloss war einerseits durch die umgebende Niederung natürlich geschützt, verfügte aber auch über starke Wälle, Gräben und Mauern, die die Anlage zusätzlich sicherten. Das Schloss bestand aus zwei Bereichen: Das eigentliche Schloss umfasste die Wohnräume und Stuben des Schlossherren. Im Vorschloss waren die Dienerschaft und die Pferde untergebracht. Erhalten ist heute nur noch das eigentliche Schloss, das auf verschobenem viereckigem Grund gebaut ist und durch einen Hofplatz in zwei annähernd rechteckige Flügel geteilt wird. Die Diagonalen des Hofes sind ungefähr auf die Himmelsrichtungen ausgerichtet. Das Pansiner Schloss mit seinen Ziegel- und Putzbauten, die ausgebildete Renaissanceformen, Giebel, Erker, kreisrunde Schornsteine und kronenartige Verzierungen umfassen, wurde ab dem 19. Jahrhundert mehrfach ausgebaut und renoviert. Es gehört heute zu den am besten erhaltenen Schlössern Pommerns.

von Thore Schlott

Reisetipp

Der Marktplatz der Stadt Stargard mit Blick auf die Marienkirche / Foto R. Harlaß
Der Marktplatz der Stadt Stargard mit Blick auf die Marienkirche / Foto R. Harlaß

Reisetipp:

In das kleine Dorf Pansin gelangt man am besten über Stargard auf der S10, die man Richtung Osten fährt. Bei dem Ort Krąpiel biegt man dann Richtung Norden ab. Pansin ist von Stargard aus auch mit dem Zug erreichbar.

In unmittelbarer Nähe des Ortes Pansin liegt die Stadt Stargard, in der die größte Kirche Hinterpommerns, die Stadtpfarrkirche St. Marien, zu sehen ist. Neben dieser sind auch die spätgotische Johanniskirche und die neogotische Heilig-Geist-Kirche einen Besuch wert. Stargard verfügt auch über ein Rathaus und ein Zeughaus aus dem 16. Jahrhundert sowie über eine imposante mittelalterliche Stadtbefestigung.

https://stargard.eu/

http://www.visitpomerania.eu/staedte/stargard-szczecinski/

http://parafia.stargard.pl/

https://www.heimatkreis-stargard.de/Kirchen/Johanniskirche.htm

Überblick.

Identifikation

Geistliche Zugehörigkeit
Johanniter, Ordo Militiae S. Johannis Baptistae Hospitalis Hierosolimitani (OSM)
Ordensbezirk
Ballei Brandenburg

Gründung/Aufhebung

Gründungsdatum
1382–1420 (erste Erwerbung des Schlosses durch den Johanniterorden)
Aufhebungsdatum
1493 (Verkauf des Schlosses an die Familie von Borcke)

Ortslage

Ortslage
Im Zentrum des Dorfes, etwa 160 m südöstlich der Dorfkirche
Kirchlicher Verwaltungsbezirk
Bistum Cammin

Spätere Nutzung

Zunächst im Besitz der Familie von Borcke, später der von Puttkamer; nach 1945 volkseigenes polnisches Gut. Das Schloss befindet sich heute in einem sehr guten Zustand, ist denkmalgeschützt und zu besichtigen.

Weitere Informationen

Quellen und Literatur

[1] Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern. Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Teil 2: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin, Band 4: Saatziger Kreis, insbesondere Stadt Stargard (Anklam 1867).

[2] Hugo Lemcke (Hrsg.): Die Baudenkmäler der Provinz Pommern. Teil 2: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, Heft 8: Der Kreis Satzig (Stettin 1908).

[3] Hubertus Neuschäffer: Schlösser und Herrenhäuser in Hinterpommern.  Ein Handbuch über Häuser und Güter mit Bildern (Leer 1994), S. 175–177.

Datensatz
JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 4. November 2024
Zuletzt bearbeitet am 5. November 2024
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