Augustiner-Eremiten

Marienthron bei Neustettin / Świątki bei Szczecinek

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Die Herzöge Bogislaw V., Barnim IV. und Wartislaw V. stifteten im Jahr 1356 zum Andenken an ihren 1326 verstorbenen Vater, Herzogs Wartislaw IV. von Pommern-Wolgast, ein Augustiner-Eremitenkloster bei der Stadt Neustettin / Szczecinek. Diese Stadt hatte ihr Vater ein halbes Jahrhundert zuvor samt einer Burg an der Grenze zu Polen und zum Schutz vor den Expansionsbestrebungen der Markgrafen von Brandenburg errichten lassen. Die ersten Mönche kamen aus dem Augustiner-Eremitenkloster in Stargard. Den ankommenden Augustiner-Eremiten schenkten die Herzöge eine Anhöhe im Süden der Stadt, am Ufer des Streitzigsees, als Standort für das neue Kloster. Darüber hinaus erhielten die Mönche mehrere Hufen Acker-, Wald- und Wiesenland sowie umliegende Seen und kleine Bäche zur Nutzung und Bewirtschaftung. Die Grenzlage wurde dem Kloster zu Beginn der 1470er Jahre zum Verhängnis, als zwischen Brandenburg und Pommern der sog. Stettiner Erbfolgekrieg tobte. Nachdem die Pommern in die Neumark eingefallen waren und u. a. das Kloster Himmelstädt im Norden Landsbergs / Gorzów Wielkopolski verwüstet hatten, zogen die Brandenburger ihrerseits zum Kloster Marienthron, wo sich die Pommern versammelt hatten. Bei diesem Vergeltungsschlag wurden zahlreiche Personen getötet oder gefangengenommen und die Baulichkeiten des Klosters stark beschädigt. Nach Einführung der Reformation in Pommern wurde das Kloster nach 1534 aufgehoben.

Lage des Klosters (Pfeil) auf dem Messtischblatt 2366 (Thurow) von 1936
Lage des Klosters (Pfeil) auf dem Messtischblatt 2366 (Thurow) von 1936 / Bearb. A. Kieseler

Aus Alt mach Neu

Das Augustiner-Eremitenkloster in Marienthron teilt das Schicksal vieler Klöster in Pommern, kriegerische Auseinandersetzungen führten auch hier zu schweren Bauschäden. Nach der Reformation wurden die maroden Bauten als Steinbruch genutzt und so errichtete man bis 1579 den Turm der Stadtpfarrkirche St. Nikolai, den heutigen alten Nikolai-Kirchturm in Neustettin, aus den Steinen der ehemaligen Klosterbauten. Bis 1588 war die
Klosterkirche schließlich vollständig abgetragen. Über die einstige Anlage, die auf der Anhöhe im wahrsten Sinne des Wortes über dem Umland und der Stadt „thronte“, geben heute nur noch archäologische Forschungen Aufschluss. Bereits in den 1960er Jahren hat man zwei Grablegen und Feldsteinfundamente eines kleinen Kirchbaus freigelegt, bei jüngst durchgeführten Untersuchungen wurden zudem Spuren einer das gesamte Hügelplateau umfassenden Mauer und weiterer Gebäude entdeckt.

von Andreas Kieseler

Reisetipp

Eingang zum Stadtmuseum in Neustettin
Eingang zum Neustettiner Stadtmuseum / www.pomorzezachodnie.travel

Ausflug: Der Klosterberg, heute „Wzgórze Świątki“ genannt, liegt im Süden der Stadt am Ufer des Streitzigsees (Jezioro Trzesiecko), unmittelbar westlich der nach Süden aus der Stadt führenden Landstraße DK20 (Abzweig ul. Stanisława Staszica). Sehenswert ist des Weiteren die nahe gelegene Neustettiner Altstadt, u. a. mit dem erhaltenen Turm der ehemaligen Pfarrkirche St. Nikolaus (ul. Księżnej Elżbiety 6), die aus Steinen des abgetragenen Klosters errichtet wurde, und dem pommerschen Herzogsschloss (ul. Adama Mickiewicza 2A), dessen Südflügel aus dem 14. Jahrhundert stammt. Im Regionalmuseum (ul. Szkolna 1) werden Stadt- und pommersche Landesgeschichte vorwiegend des Mittelalters und der Neuzeit dargestellt.

Info:
Webseite des Neustettiner Stadtmuseums (Muzeum Regionalne w Szczecinku): www.muzeum.szczecinek.pl

Überblick.

Identifikation

Geistliche Zugehörigkeit
Augustiner-Eremiten, Ordo Eremitarum Sancti Augustini (OESA)
Patrozinium
Hl. Jungfrau Maria

Gründung/Aufhebung

Gründungsdatum
1356
Gründung durch
Pommernherzöge Bogislaw V., Barnim IV. und Wartislaw V. (1326–1390)
Mutterkloster
Kloster der Augustiner-Emeriten in Stargard (Stargard)
Aufhebungsdatum
1534

Ortslage

Ortslage
2,7 km südlich des Neustettiner Stadtkerns, auf einer Anhöhe am Südzipfel des Streitzigsees (Jezioro Trzesiecko)
Kirchlicher Verwaltungsbezirk
Bistum Cammin
Territoriale Zugehörigkeit
bis 1372 Hzm. Pommern-Wolgast, bis 1390 Hzm. Pommern-Wolgast, Land Neustettin, bis 1478 Hzm. Pommern-Wolgast, bis 1523 Hzm. Pommern, ab 1523 Hzm. Pommern-Wolgast

Spätere Nutzung

nach der Reformation Verfall der Anlage und Nutzung als Steinbruch, Wiederverwendung des Steinmaterials im Bau der Turmanlage von St. Nikolai, vor 1588 endgültiger Abriss der Klosterkirche

Weitere Informationen

Quellen und Literatur

[1] Jacek Borkowski, Andrzej Kuczkowski: Poza szlakiem. Źródła archeologiczne do dziejów małych miast Pomorza Środkowego. Koszalińskie Zeszyty Muzealne Seria B-VIII: Archeologia II (Koszalin 2012), S. 412–415.

[2] Hermann Hoogeweg: Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern 2 (Stettin 1925), S. 224–227.

[3] Henryk Janocha: Wzgórze Świątki koło Szczecinka. Sprawozdanie a archeologicznych badań wykopaliskowych. Zapiski Koszalińskie 6, 1960, S. 14–22.

[4] Helge bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 12. Mecklenburg / Pommern (Stuttgart 1996), S. 234–235, 240–242.

[5] Julius Adolph Wilde: Chronik der Stadt Neu-Stettin. Nach urkundlichen und amtlichen Quellen bearbeitet und herausgegeben (Neu-Stettin 1862).

[6] Emil Wille: Vom Kloster Marienthron (Neustettin 1924).

Datensatz
JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 10. Mai 2022
Zuletzt bearbeitet am 30. Mai 2024
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