Benediktiner / Zisterzienser

Stolpe an der Peene

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Das fast komplett verschwundene Kloster in Stolpe an der Peene gehört zu den ältesten Klöstern in Pommern. Geblieben ist nur noch die Ruine der Klosterkirche, ohne Zweifel aber schon dadurch beeindruckend, da sie der älteste mehr oder weniger erhaltene Feldsteinbau in ganz Pommern ist. Zu einer Zeit, als auf der Insel Rügen noch die slawischen Ranen herrschten und die heute großen pommerschen Städte wie Greifswald oder Stettin noch nicht existierten, wurde die benediktinische Abtei 1153 von dem Bischof von Kammin, Adalbert († 1162), und Herzog Ratibor I. († 1156) gestiftet. Das sehr bedeutsame Kloster geriet am Ende des 13. Jahrhunderts in eine Krise, sodass der Konvent und der Abt beschlossen, 1304 zisterziensisch zu werden.

Westwerk der Klosterkirche in Stolpe a. P. von Südwesten, Foto Katja Hillebrand
Westwerk der Klosterkirche in Stolpe a. P. von Südwesten / Foto K. Hillebrand

Erst Benediktiner, dann Zisterzienser...

Die unter der Benediktsregel lebenden Mönche, die ursprünglich aus dem heute nicht mehr erhaltenen Kloster Berge stammten, wurden an die Peene gerufen, um die noch jungen kirchlichen Strukturen im südlichen Ostseeraum zu stärken. Das Erfolgsrezept der Benediktiner, die durch ihre Lebensweise im Beten und Arbeiten als wirtschaftliche Antriebsmotoren auf ihre Umgebung wirkten, hatte insgesamt auch in Stolpe Erfolg. Die Abtei wurde zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standort, der ebenso von Bedeutung für die pommerschen Herzöge und Kamminer Bischöfe war.

Papsturkunde von Gregor IX. aus dem Jahr 1235 mit päpstlichen Bleisiegel / Foto R. Harlaß
Papsturkunde von Gregor IX. aus dem Jahr 1235 mit päpstlichen Bleisiegel / Foto R. Harlaß

Dennoch kam es im Kloster am Ende des 13. Jahrhunderts durch den Wegfall von Einnahmen und Verschuldungen vermehrt zu wirtschaftlichen Problemen. 1301 wurde dann die Entscheidung getroffen, die klösterliche Eigenverwaltung der Abtei teils in die Hände des Benediktinerkloster im Holsteinischen Cismar zu geben. Der Cismarer Abt sollte nun die Missstände beheben – Seine Zustimmung war für wirtschaftliche Entscheidungen in Stolpe unumgänglich. Doch nur wenige Jahre später, im Jahr 1304, wurde ein anderer Weg eingeschlagen. Die Abtei in Stolpe entschied nun, sich den Zisterziensern anzuschließen. Eine Entscheidung, die aus verschiedenen Blickwinkeln sinnvoll erscheint: Der Zisterzienserorden ist exemt. Das bedeutet, dass er somit nur der Gewalt des Papstes untersteht und nicht dem Ortsbischofs in Kammin. Dazu ist er ein zentralisierter Orden, der für seine Abteien regelmäßige Visitationen durch den Abt der Mutterabtei vorsah, also Kontrollen der Wirtschaftsführung des Klosters, aber auch des geistlichen Zusammenlebens der Mönche. So konnte das älteste Kloster Pommerns, nun eingebunden in neue Ordensstrukturen, bis zu seiner Auflösung im Jahr 1533 im Zuge der Reformation weiterbestehen.

von Robert Harlaß

Reisetipp

Natur pur in unmittelbarer Klosternähe / Foto K. Hillebrand
Natur pur in unmittelbarer Klosternähe / Foto K. Hillebrand

Ausflug:

Gleich in der Nähe und nur eine Gehminute vom ehemaligen Kloster entfernt, fließt die Peene in ihrem breiten Flußbett. Über den Fluss können Sie mit der kostenpflichtigen Personenfähre übersetzen und gleich am anderen Ufer in den Sommermonaten die Badestelle nutzen. Ebenso nah finden Sie mehrere Gastwirtschaften, allen voran das historische Wirtshaus „Stolper Fährkrug„, das nicht nur durch seine über 350jährige Geschichte einen Besuch wert ist, sondern auch eine idyllische Sommerterasse bietet. Weitere Higlights finden Sie in der näheren Umgebung und natürlich auch in Anklam.

Parkplätze sind direkt vor Ort verfügbar. 

Überblick.

Identifikation

Geistliche Zugehörigkeit
Benediktiner, Ordo S. Benedicti (OSB), Zisterzienser, Ordo Cisterciensis (OCist)
Patrozinium
Hl. Johannes Baptista, Hl. Mauritius, Hl. Maria

Gründung/Aufhebung

Gründungsdatum
um 1140 - 1153
Gründung durch
Ratibor I. († 1156) / Bischof Adalbert von Pommern-Wollin († 1162)
Mutterkloster
Benediktinerkloster St. Johannes d. T. in Berge bei Magdeburg / ab 1304 Zisterzienserabtei Pforta, Filiation Morimond
Aufhebungsdatum
1533

Ortslage

Ortslage
auf einer Anhöhe am Ufer d. Peene
Kirchlicher Verwaltungsbezirk
Bistum Cammin
Territoriale Zugehörigkeit
Land Groswin, Hzm. Pommern, ab 1295 Hzm. Pommern-Stettin, ab 1532 Hzt. Pommern-Wolgast

Spätere Nutzung

Übernahme der Gebäude und der Klosterbesitzungen durch den Herzog von Pommern-Wolgast; Einrichtung eines Amtes zur Verwaltung der Klostergüter; Zerstörung der Bauten im 30jährigen Krieg; archäologische Untersuchungen 1957 bis 1960 und 2002; Zugang zur Ruine des Westwerks der Klosterkirche und Sichtbarmachung des Kirchengrundrisses durch Steinlegungen

Weitere Informationen

Quellen und Literatur

[1] Rudolf Bäumer: Stolpe an der Peene. In: Der Kreis Anklam (Magdeburg 1936), S. 22–26.

[2] Arthur Behn: Zum Schicksal der Klosterbauten in Stolpe an der Peene und in Pudagla nach ihrer Säkularisierung. In: Ivo Asmus, Haik Thomas Porada, Dirk Schleinert (Hrsg.): Geographische und historische Beiträge zur Landeskunde Pommerns. Eginhard Wegner zum 80. Geburtstag (Schwerin 1998), S. 241–247.

[3] Joachim Fait: Die Ruine in Stolpe an der Peene und ihre Bedeutung für die romanische Baukunst in Nordostdeutschland. Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst Moritz Arndt-Universität Greifswald 8. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 3/4, 1957/1958, S. 203–217.

[4] Joachim Fait: Die Benediktinerkirche in Stolpe an der Peene. Ein Ausgrabungsbericht und Rekonstruktionsversuch. In: Greifswald-Stralsunder Jahrbuch 3, 1963, S. 119–134.

[5] Hermann Hoogeweg: Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern 2 (Stettin 1925), S. 653-708.

[6] Martin Schoebel: Stolpe an der Peene. In: Christof Römer, Monika Lücke (Hrsg.): Die Mönchsklöster der Benediktiner in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen 2. Germania Benedictina 10/2 (St. Ottilien 2012), S. 1421–1427.

[7] Helge bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 12. Mecklenburg / Pommern (Stuttgart 1996), S. 290–292.

Datensatz
JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 22. November 2022
Zuletzt bearbeitet am 30. Mai 2024
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