Franziskaner

Dramburg / Drawsko Pomorskie

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Da mittelalterliche Urkunden zum Franziskanerkloster in Dramburg fast gänzlich fehlen, lässt sich dessen Geschichte nur in einigen Eckpunkten auf Grundlage weniger neuzeitlicher Chroniken umreißen. Ab wann sich ein Konvent des Bettelordens in der 1297 gegründeten Stadt befand, ist nicht sicher. Man nimmt an, dass die Gründung in den Jahren von 1333 bis 1373 erfolgte und das Kloster womöglich von Dramburger Bürgern selbst gestiftet wurde. Es stand in der südwestlichen Ecke Dramburgs, auf drei Seiten von der Stadtmauer und der quer durch die Stadt fließenden Drage / Drawa umgeben; an den Standort erinnerte bis 1945 die Klosterstraße (heute ul. Obronców Westerplatte).

Erstmals Erwähnung findet das Kloster dann in den um 1380 verfassten Statuten des Domkapitels Cammin / Kamień Pomorski, in denen die Dramburger Bettelmönche dazu verpflichtet wurden, dem Camminer Bischof jedes Jahr zur Weihnacht einen guten Hirsch auf seine Bischofsburg in Körlin / Karlino zu liefern. Über geringen Besitz verfügten die Brüder in Dramburg und im nahe gelegenen Woltersdorf / Linowo. Im Zusammenhang mit der Reformation ist der einzige namentlich bekannte Dramburger Franziskaner überliefert: Faustinus Schliep, der nach Auflösung des Konvents erster evangelischer Pfarrer in Dramburg wurde.

Das Kloster lag in der Südwestecke Dramburgs, unmittelbar an der durch die Stadt fließenden Drage / nach Kothe 1934, Abb. 14; Bearb. A. Kieseler
Das Kloster lag in der Südwestecke Dramburgs, unmittelbar an der durch die Stadt fließenden Drage / nach Kothe 1934, Abb. 14; Bearb. A. Kieseler

Beim dritten Mal klappt’s…

Links im Bild die Stadtschule, wo zuvor das Kloster stand, dessen Ruinen in den 1840er Jahren abgetragen wurden / www.polska-org.pl
Links im Bild die Stadtschule, wo zuvor das Kloster stand, dessen Ruinen in den 1840er Jahren abgetragen wurden / www.polska-org.pl

Das Vorhaben, in Dramburg ein Kloster zu errichten, gab es schon lange bevor sich die Franziskanermönche in der Stadt niederließen. Bereits mehrere Jahrzehnte vor der 1297 erfolgten Stadtgründung, im März 1254, überwies der Pommerherzog Wartislaw III. (um 1210–1264) dem schon seit einigen Jahrzehnten nahe Treptow a. d. Rega / Trzebiatów bestehenden Prämonstratenserstift in Belbuck / Białoboki 600 Hufen Land an der Drage, damit diese dort ein Tochterstift gründen; wahrscheinlich handelte es sich bei dem gewählten Standort um eine an der Stelle der späteren Gründungsstadt seinerzeit noch bestehende slawische Siedlung. Zur Errichtung dieser Filiale ist es aus uns unbekannten Gründen allerdings nie gekommen.

Einen zweiten Versuch unternahm dann der Pommernherzog Wartislaw IV. (vor 1290–1326), der den Augustinerinnen in Pyritz / Pyrzyce 1320 das Patronat über die Dramburger Pfarrkirche, den Großen Lübbesee / Jezioro Lubie und zahlreiche umliegende Dörfer zum Zwecke der Errichtung eines Tochterklosters übermachte. Aber auch dieser Plan ließ sich nicht umsetzen, was sich vermutlich auf die in jener Zeit bestehende prekäre wirtschaftliche Situation in der Neumark zurückführen lässt. Der dritte Gründungsversuch dann, die vermutlich von Dramburger Bürgern initiierte Ansiedlung eines Franziskanerkonvents, war endlich von Erfolg gekrönt – bis zur Reformation waren die Bettelmönche für knapp 200 Jahre die einzige Ordensgemeinschaft in Dramburg.

von Andreas Kieseler

Reisetipp

Unter den in Polen gelegenen Seen rangiert der 14 km lange Große Lübbesee hinsichtlich der Fläche auf dem 21. Platz / www.inter-nos.pl
Unter den in Polen gelegenen Seen rangiert der 14 km lange Große Lübbesee hinsichtlich der Fläche auf dem 21. Platz / www.inter-nos.pl

Ausflug:

Trotz zahlreicher Kriegsverluste bietet Dramburg auch heute noch einige sehenswürdige Baudenkmale, zu denen die zentral gelegene spätgotische Auferstehungskirche (Kościół Zmartwychwstania Pańskiego), Teile der Stadtbefestigung aus dem 14. Jahrhundert, die neuromanische Apostel-Paulus-Kirche von 1928/29 (ul. Dworcowa 5), eine von Walter Gropius entworfene Villa von 1906 im Chopin-Park (südöstlich der Altstadt) und ein Fachwerkspeicher von um 1700 (ul. Kilińskiego 4) gehören. In Letzterem befindet sich das 2018 eröffnete Dramburger Regionalmuseum mit einer kleinen Ausstellung zu Stadt- und Landgeschichte.

Im Südosten Dramburgs liegt der Große Lübbesee, an dem es mehrere Campingplätze, Bademöglichkeiten und Wanderwege gibt.

Überblick.

Identifikation

Geistliche Zugehörigkeit
Franziskaner, Ordo Fratrum Minorum (OFM)
Ordensbezirk
Saxonia

Gründung/Aufhebung

Gründungsdatum
in den Jahrzehnten nach 1320
Gründung durch
vermutlich Bürger der Stadt Dramburg
Aufhebungsdatum
vor 1538

Ortslage

Ortslage
Das Kloster lag in der Südwestecke Dramburgs, unmittelbar an der durch die Stadt fließenden Drage
Kirchlicher Verwaltungsbezirk
Bistum Cammin
Territoriale Zugehörigkeit
Herzogtum Pommern, Mark Brandenburg, Deutschordensstaat

Spätere Nutzung

Nach 1538 in markgräflichem Besitz; später Verleihung der Gebäude an Joachim von Wedel (1552–1609), der diese als Wohnsitz nutzt; 1844 erfolgt Abriss der bis dahin noch stehenden Ruinen.

Weitere Informationen

Quellen und Literatur

[1] Margit Fruböse, Christian Gahlbeck: Dramburg (Drawsko Pomorskie). In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Band I. Brandenburgische Historische Studien 14 (Berlin – Brandenburg 2010), S. 443–445.

[2] Hermann Hoogeweg: Die Stifte und Klöster der Provinz Pommern 2 (Stettin 1925), S. 452–455.

[3] Julius Kohte: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Köslin. Band 3: Die Kreise Schivelbein, Dramburg, Neustettin, Bublitz und Rummelsburg (Stettin 1934), S. 31–40.

[4] Martin Wehrmann: Die Niederlassungen der Franziskaner in Pommern (Schluß). Monatsblätter der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde 9/8, 1895, S. 121–123.

[5] Helge bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 12. Mecklenburg / Pommern (Stuttgart 1996), S. 178–179.

Datensatz
JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 1. Dezember 2023
Zuletzt bearbeitet am 30. Mai 2024
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