DEUTSCHER ORDEN

Lauenburg / Lębork

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Das zuvor zum slawischen Herzogtum Pommerellen gehörende Land Lauenburg gelangte 1309/10 in den Besitz des Deutschen Ordens. Hochmeister Dietrich von Altenburg († 1341) legte in den 1320er Jahren an der Stelle, wo schon seit dem 12./13. Jahrhundert eine slawische Burganlage und Siedlung bestanden hatten, die Stadt „Lewinburg“ (Löwenburg) an, die 1340 die „Kulmer Handfeste“ – das gängige Stadtrecht im Ordensgebiet – erhielt. Sie lag an einer wichtigen West-Ost-Verbindung, die Stettin / Szczecin mit Danzig / Gdańsk verband. In der neu gegründeten Stadt errichtete der Orden zwischen 1343 und 1363 einen Ordenshof, der Sitz eines Pflegers der Komturei Danzig und als Wehrbau integraler Bestandteil der städtischen Befestigung war. Nach der Niederlage des Deutschen Ordens in der Schlacht von Tannenberg / Grunwald im Jahre 1410 wurde die Burg von polnischen Truppen besetzt, ein weiteres Mal 1454, als der Preußische Bund – eine Reihe von Adeligen und Städten des Ordenslandes (ab 1440 auch Lauenburg), die sich gegen den Orden wandten und sich dem Schutz des polnischen Königs unterstellten – den Kreuzrittern den Krieg erklärte. Im Zweiten Thorner Frieden von 1466 geriet Lauenburg dann endgültig an Polen und wurde in der Folgezeit teils an Pommern, teils und Brandenburg verlehnt.

Stadtansicht von Lauenburg auf der Lubinschen Karte von 1618 mit dem ehemaligen Ordenshof im Südosten der Stadt / Bearbeitung A. Kieseler
Stadtansicht von Lauenburg auf der Lubinschen Karte von 1618 mit dem ehemaligen Ordenshof im Südosten der Stadt / Bearbeitung A. Kieseler

Burg in der Stadt

Bei dem Lauenburger Ordenshof handelt es sich um eine vergleichsweise schlichte Wehranlage, die in der Südostecke der Stadt über rechteckigem Grundriss (60 x 50 m) errichtet wurde. Im Südosten stand das etwa 50 x 11 m große, viergeschossige Haupthaus, dessen 2 m dicke, fensterlose Rückwand gleichzeitig Teil der Stadtmauer war. In diesem Flügel befanden sich die Kapelle, Wohn- und Verwaltungsräume sowie Speicher und andere Wirtschaftsräume. Auf dem sich stadtwärts anschließenden etwa quadratischen Hof, der von einer Wehrmauer mit drei massiven Ecktürmen umgeben war, standen verschiedene Wirtschaftsgebäude – unter anderem die vom quer über den Hof fließenden „Mühlbach“ mit Wasser versorgte Burgmühle. Die unmittelbar an der Stadtmauer vorbeifließende Leba bot Burg und Stadt zusätzlichen Schutz.

Rekonstruktionszeichnung des Ordenshofes in der Südostecke der Stadt / Zeichnung A. Kozłowski, D. Marczyński (www.medievalheritage.eu/pl/strona-glowna/zabytki/polska/lebork-zamek/)
Rekonstruktionszeichnung des Ordenshofes in der Südostecke der Stadt / Zeichnung A. Kozłowski, D. Marczyński (www.medievalheritage.eu/pl/strona-glowna/zabytki/polska/lebork-zamek/)

Bereits im 16. Jahrhundert, damals im Besitz der pommerschen Herzöge, unterlag die mittelalterliche Burganlage massiven baulichen Veränderungen. Das Haupthaus wurde im Innern stark umgestaltet, dessen Fassade mit großen Fensteröffnungen versehen. Hofseitig wurde dem Haupthaus ein Treppenturm vorgesetzt und im Osten ein zweiter Flügel mit Küche und Wohnräumen errichtet – das sog. „Neue Haus“, das auch auf der Karte von Lubin zu sehen ist (siehe oben). Zudem wurde im Hof ein Kanzleigebäude errichtet. Im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt, verlor die Anlage im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch zahlreiche Umbauten und Abrisse seinen Burgcharakter. Das heute als Gerichtsgebäude genutzte Haupthaus erinnert nur noch entfernt an den einstmals prächtigen Burgflügel.

von Andreas Kieseler

Reisetipp

Die Wanderdünen bei Leba / Foto Polnisches Fremdenverkehrsamt

Ausflug: Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehören die spätgotische Jakobikirche (15. Jh.), der „Salzspeicher“ – ein Fachwerkgebäude aus dem 14. Jh. (ul. Młynarska 21) –, Teile der mittelalterlichen (teilrekonstruierten) Stadtmauer mit zwei gut erhaltenen Bastionen – dem „Efeuturm“ im Nordosten mit für die Bauten des Deutschen Ordens typischem Rautenmuster aus glasierten Backsteinen (Baszta Bluszczowa, ul. Basztowa) und dem „quadratischen Turm“ im Westen (Baszta Kwadratowa, ul. Korczaka 8) – sowie der ehemalige „Bismarck-Turm“ im südöstlich der Altstadt gelegenen Bolesław-Chrobry-Park, in dem sich eine Abteilung des Stadtmuseums befindet (Hauptgebäude: ul. Młynarska14/15).

40 Autominuten nördlich von Lauenburg liegt der kleine Badeort Leba / Łeba, von dem aus man die berühmten Wanderdünen auf der schmalen Nehrung im Norden des Lebasees / Jezioro Łebsko erreichen kann. Hier befinden sich auch zwei kleine Museen zur ehemaligen „Raketenerprobungsstelle Rumbke“ (Muzeum Wyrzutnia Rakiet, Rąbka) und zum „Slowinzischen Nationalpark“ (Muzeum Przyrodnicze Słowińskiego Parku Narodowego, Rąbka).

Überblick.

Identifikation

Geistliche Zugehörigkeit
Deutscher Orden, Ordo fratrum domus hospitalis Sanctae Mariae Teutonicorum Herosolimitanorum (OT)
Ordensbezirk
Komturei Danzig

Gründung/Aufhebung

Gründungsdatum
ca. 1343–1363 (Bauzeit)
Gründung durch
Stadt und Burg wurden vom Deutschen Orden gegründet.
Aufhebungsdatum
1466

Ortslage

Ortslage
Die Burganlage lieg im Südosten der historischen Altstadt, in der ul. Przyzamcze 2 (heute Gerichtsgebäude).
Kirchlicher Verwaltungsbezirk
Erzbistum Gniezno, Bistum Leslau
Territoriale Zugehörigkeit
Deutschordensstaat (1343–1466)

Spätere Nutzung

Im 16./17. Jahrhundert wird die Burg zeitweise an Pommern und Brandenburg verlehnt; ab dem 16. Jahrhundert mehrfacher Umbau und Teilabriss der Anlage; ab 1935 Behördensitz; heute Bezirksgericht.

Weitere Informationen

Quellen und Literatur

[1] Janusz Bieszk: Zamki Państwa Krzyżackiego w Polsce (Warszawa 2010).

[2] Christofer Herrmann: Burgen im Ordensland Preußen. Handbuch zu den Deutschordens- und Bischofsburgen in Ost- und Westpreußen (Petersberg 2015).

[3] Hugo Lemcke: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Köslin. Band. 2, Heft 2. Die Kreise Bütow und Lauenburg (Stettin 1911), S. 152–184.

[4] Helge bei der Wieden, Roderich Schmidt (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 12. Mecklenburg / Pommern (Stuttgart 1996), S. 228–230.

Datensatz
JSON-Datensatz

Veröffentlicht am 21. April 2023
Zuletzt bearbeitet am 30. Mai 2024
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