Den Toten noch mehr tot machen
Im Verlauf des Mittelalters gingen die an der südlichen Ostseeküste ansässigen, zunächst noch heidnischen slawischen Stämme unter kulturellen Einflüssen aus dem christlichen Westen von ihrer traditionellen Brandbestattung allmählich zur Beisetzung in flachen Körpergräbern über. In Pommern traten die ersten Körperbestattungen in der Zeit um 1000 auf, östlich der Oder noch häufig unter Hügelaufschüttungen, im 11. und 12. Jahrhundert dann zusammen mit Brandbestattungen auf birituellen Bestattungsplätzen, aber auch auf „reinen“ Körpergräberfeldern. Regelrechte Reihengräberfelder mit Ost-West-ausgerichteten Bestattungen wurden in Pommern aber erst ab der Mitte des 12. Jahrhunderts zur Regel. Der Abschluss dieses Wandels im regionalen Bestattungsbrauchtum wurde dann im Zusammenhang mit dem ostsiedlungszeitlichen Landesausbau und der Errichtung eines flächendeckenden Pfarrkirchennetzes etwa ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erreicht. Von nun an wurde nahezu ausschließlich nach christlichem Ritus auf Kirchenfriedhöfen bestattet: Die Verstorbenen wurden körperlich unversehrt, in Rückenlage mit seitlich ausgestreckten, später auf dem Oberkörper verschränkten Armen und beigabenlos in flachen, Ost-West-ausgerichteten Gräbern mit Blick nach Osten beerdigt.